Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie

 

 

von Dr. Elke Böckstiegel und Dr. Martin Böckstiegel

(zugleich Vorwort der Dokumentation zum MANICAMP 2017)

 

"Es gibt nichts praktischeres als eine gute Theorie". Dieses berühmte Diktum des Psychologen Kurt Lewin könnte als Leitspruch für unser Wagnis gelten, ein Harmonia Manifest zu formulieren. Und das, obwohl der darin formulierte Denkansatz der stimmigen Logik den strengen wissenschaftlichen Anforderungen an eine Theorie bisher nicht Genüge tut. Aber er bewirkt etwas ganz Ähnliches. Ein Teilnehmer des MANICAMPs 2017 hat es so ausgedrückt: „Das Manifest ist ein theoretisches Fundament für etwas höchst Praktisches.“

 

Das Harmonia Manifest als theoretische Grundlage für stimmiges Handeln

 

Wir haben im Harmonia Manifest die stimmige Handlungslogik beschrieben, weil wir der Überzeugung sind, dass diese Logik ein ganz wesentlicher Beitrag dazu ist, wie wir mit den heutigen Herausforderungen besser umgehen können. Es ist mittlerweile Gemeingut, dass die bisher üblichen schlüssigen Handlungs- und Systemlogiken, insbesondere Macht- und Kollektiv-Logiken, nicht mehr ausreichen. Es braucht andere Ansätze, um mit den tiefgreifenden Veränderungen besser umzugehen, die durch den weltweiten technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel hervorgerufen werden. Der Ruf nach neuen Ansätzen ist deshalb allgegenwärtig.

 

Erfreulicherweise gibt es schon einige Ideen, die in eine ähnliche Richtung streben, Konzepte, die nicht blindlings in einer einseitigen Logik laufen wollen, sondern den Blick auf das Ganze und in die Tiefe verbinden wollen mit der Ausrichtung auf praktisches Handeln. So sind im organisatorischen Bereich neben der systemischen Denkweise in jüngerer Zeit vor allem die agilen und integralen Ansätze hervorzuheben, etwa Scrum, Design Thinking oder die Theory U. Im gesellschaftlichen Kontext erleben Elemente vorhandener Konzepte, etwa des Genossenschaftswesens oder der christlichen Soziallehre eine Renaissance. Und es werden neue Ansätze ausprobiert, etwa „social entrepreneurship“ oder neue Verfahren der Bürgerpartizipation, aber auch Ideen fernöstlicher Provenienz.

 

Warum glauben wir, dass es darüber hinaus der stimmigen Logik bedarf? Weil die sich aus dem Naturprinzip der Harmonie ergebende stimmige Logik auf einen, wenn nicht den archimedischen Punkt zurückführt, von dem aus unser Handeln einen anderen Pfad nehmen kann als im Rahmen der üblichen Handlungslogiken. Und dies sogar, ohne mit letzteren brechen zu müssen. Sie führt uns dahin, sowohl die Ganzheit unseres Handlungsfeldes auf dem Schirm zu haben, als auch fokussiert in produktives Handeln zu kommen. So können wir auch in nicht vorhersehbaren Zusammenhängen jederzeit dynamisch stabil und damit subjektiv sicher handeln.

 

Die stimmige Logik ist in der Lage, die bisherigen Handlungslogiken und die neueren Handlungsansätze zu integrieren. Sie bildet die Klammer um alles, indem sie an einen tieferen Punkt führt, von dem aus stimmig beantwortbar wird, mit welcher Logik und mit welchen Werkzeugen der Handelnde in der konkreten Situation vorgehen möchte.

 

Das MANICAMP 2017: Eine Auseinandersetzung mit dem Harmonia Manifest

 

Das MANICAMP 2017 war ein weiterer Impuls, sich mit den theoretischen und praktischen Grundlagen der stimmigen Logik auseinanderzusetzen, sich daran zu reiben und zu schärfen.

 

30 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen von Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Kunst und Kultur, jung und alt, mit den vielfältigsten Erfahrungen im Hintergrund, haben sich knapp 6 Stunden in der Form eines interaktiven BarCamps intensiv mit dem Ansatz des stimmigen Handelns auseinandergesetzt. Wie facettenreich die Auseinandersetzung war, zeigt sich an den behandelten Themen, die in Teil 3 dokumentiert sind und sich – obwohl völlig ungeplant – in drei Themenblöcke gliedern lassen:

 

Themenblock 1 „Persönliche Hindernisse und Ressourcen, um stimmig zu handeln“: Diese Frage durchzog die gesamte Veranstaltung und war explizites Thema von drei Anliegengruppen: AG „Was hindert mich?“, AG „Angst vor Stimmigkeit?“, AG „Von schlüssig zu stimmig“.

 

Themenblock 2 „Wie kann in Organisationen (Unternehmen, Schulen, Krankenhäusern) und in großen Systemen (Gesundheits-, Wissenschafts- und Staatssystem) stimmiger gehandelt werden?“: Mit diesem Fragenkomplex haben sich folgende fünf Anliegengruppen beschäftigt: AG „Stimmigkeit in der Bildung“, AG „Stimmiger Diskurs in der Wissenschaft“, AG „Stimmige Kommunikation in Politik und Gesellschaft“, AG „Gesundheitswende durch Stimmigkeit?, AG „Stimmigkeit in öffentlichen Institutionen?“, AG „Stimmige Bürgerbeteiligung“.

 

Themenblock 3 „Die kulturelle Dimension des Konzepts“: Mit dieser Dimension, vor allem den Fragen, wo überall auf der Welt wurde und wird Harmonie als kulturelles Konzept schon gelebt und was können Kunst und Künstler uns im eigenen Umgang mit Stimmigkeit lehren, beschäftigten sich drei Anliegengruppen: AG „Harmonie als kulturelles Konzept“, AG „Das Manifest als Werk“ und AG „Stimmigkeit und Kunst“.

 

Die Dokumentation zum MANICAMP

 

Diese Dokumentation ist entstanden auf vielfachen Wunsch der Teilnehmer und jener, die aus verschiedensten Gründen beim MANICAMP 2017 nicht dabei sein konnten, und war ursprünglich als eine unaufwändige Zusammenstellung der Inhalte gedacht.

 

Mit etwas Abstand und dem Hören aller Audiomitschnitte der Anliegengruppen wurde uns klar, dass wir das wertvolle Material der interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen möchten. Außerdem bietet diese Dokumentation die Möglichkeit, sich neben dem Zugang über das Harmonia Manifest selbst auf eine andere Art und Weise mit stimmigem Handeln auseinanderzusetzen. In Teil 4 haben wir unsere eigenen Learnings aus den Resonanzen auf das Manifest zusammengefasst. Und vielleicht hilft es gerade denjenigen, die das Manifest als Text durchaus als harte Kost empfunden haben, einen anderen Zugang zu finden.

 

Mit der Publikationsreihe „HarmoniaLogic Publishing“ wollen wir ohne Anspruch auf Regelmäßigkeit und Vollständigkeit weitere Impulse dieser Art folgen lassen.

 

So ist das MANICAMP 2017 für uns der Beginn von auf Gemeinnützigkeit ausgerichteten Aktivitäten, dem hoffentlich viele weitere Impulse folgen werden. In diesem Sinne freuen wir uns schon auf das MANICAMP 2018 am 13. Oktober in Berlin.

 

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