Konflikt

Konflikte sind allgegenwärtig, zum Glück. Denn die unterschiedlichen Bewegungen mehrerer Kräfte, das Ringen um eine gute Lösung, die Auseinandersetzung über die Schwierigkeiten und Möglichkeiten, all dies kann ungeheuer produktiv sein. Zumindest, wenn es in einer guten, konstruktiven Weise stattfindet.  

 

Anliegenorientierte Konfliktbehandlung versucht den Umgang mit Konflikten genau in diese konstruktive Schiene zu bringen. Es geht nicht darum, Konflikte zu unterdrücken, sondern einen souveränen Umgang mit ihnen zu erreichen. Denn es ist gerade die Verengung der Perspektive, die einseitigen Annahmen über die Handlungsmotive des jeweils anderen, die den Konflikt herauf beschwören, der dann kaum mehr lösbar erscheint. Dabei lässt sich der Konflikt oft durch eine Erweiterung der Blickwinkel der Beteiligten in Wohlgefallen auflösen oder zumindest statt auf einer emotionalen Konfliktebene gut als Problem- oder Interessenfrage auf einer Sachebene bearbeiten.

 

Beispiel: Die Durchführung eines wichtigen Unternehmensprojektes war gefährdet, weil zwei Projektleiterinnen sich gegenseitig in ihrer Arbeit blockierten. Im Rahmen einer vierstündigen anliegenorientierten Mediation wurde deutlich, dass dieses Verhalten auf einem durch Machtspiele des ehemaligen Vorgesetzten verursachten, starken gegenseitigen Misstrauen beruhte. Sobald die Projektleiterinnen diesen Zusammenhang erkannten, wussten sie, dass dies nichts mit ihnen zu tun hatte und konnten zueinander wieder Vertrauen aufbauen. Auf dieser Basis führten sie das Projekt gemeinsam erfolgreich zu Ende.

 

Anliegenorientierung hilft bei Konflikten in besonderer Weise. Denn sie ist darauf angelegt, den Kontext von Handlungen zu beachten und einzubeziehen. Ohne sich auf der Kommunikations-, Beziehungs- oder Machtebene zu verlieren, sondern immer auch darauf ausgerichtet, worum es in der Sache geht, also was das Anliegen ist. Auch bei Konflikten lenkt die Anliegenorientierung die widerstreitenden Kräfte (hier: Emotionen) der Beteiligten auf deren wahres Anliegen. So können teilweise in Rekordzeit neue Wege des Miteinanders entstehen, alte Wunden heilen und alle wieder produktiv werden. So angewendet, wirkt Anliegenorientierung auch präventiv!