HARMONIA Organisationsaufstellug

Organisationsaufstellungen sind wunderbare Werkzeuge, um die Kräfte und ihre Wechselwirkungen in einer Organisation sichtbar zu machen sowie die Potentiale ihres Miteinanders zu erproben. Wie die englische Übersetzung „Constellations“ noch besser ausdrückt, geht es darum, in welcher Konstellation eine Organisation ihre Schwierigkeiten (Blockaden, Konflikte, Lähmungen usw.) auflösen und wieder in einen guten Fluss kommen kann.

Warum diese Arbeit durch das physische Aufstellen von Personen als Stellvertreter für diese Kräfte im Raum funktioniert, ist bis heute nicht abschließend geklärt und Gegenstand heftiger Diskussionen. Dass es funktioniert und ein sehr kraftvolles und reiches Werkzeug sein kann, wenn es richtig angewendet wird, hat aber die umfangreiche Erfahrung von fast 50 Jahren, zunächst in der Familientherapie und dann in vielen anderen, auch nichttherapeutischen Arbeitsfeldern, eindrucksvoll gezeigt.

In der Aufstellungsarbeit gibt es mehrere Schulen mit vielen individuellen Varianten der jeweiligen Aufstellungsleiter, von denen wir mehrere kennengelernt und erprobt haben, so dass wir ein breites methodisches Repertoire zur Verfügung haben. Unserem anliegenorientierten Ansatz folgend haben wir dieses Repertoire zu einer eigenen Aufstellungsmethodik weiterentwickelt, in der wir neben den Kräftekonstellationen auch verstärkt das Anliegen mit in den Raum holen.

Organisationsaufstellungen sind in vielfältiger Weise nutzbar, für große komplexe Organisationen mit multiplen Schwierigkeiten genauso wie für das kleine nervige Problem eines Einzelnen. Wir schätzen und nutzen es besonders dann, wenn die Konstellationen unübersichtlich und verhärtet sind. Denn es bringt sehr viel mehr Bewegung in eine Organisation, wenn die Kräfte, ihre Wechselwirkungen und Potentiale erlebt und erspürt werden können, als wenn man darüber „nur“ kommuniziert.

Beispiel:
Bei einem großen Medienkonzern arbeiteten zwei bei unterschiedlichen Töchtern aufgehängte Abteilungen wiederholt an ähnlichen Marketingthemen und kamen sich dabei regelmäßig ins Gehege. Alle Versuche, die Abstimmung zu verbessern, waren bisher gescheitert. Eine Organisationsaufstellung brachte den Grund zutage: der Konzern hatte ein stark individualisiertes Zielvereinbarungssystem installiert, das die Egoismen, nicht aber die Kooperation förderte. Allerdings ließ sich auf die Schnelle weder das System abschaffen noch die Organisationsstruktur verändern. Dennoch fand sich rasch ein gangbarer Weg, nachdem diese Fehlincentivierung allen Führungskräften sicht- und spürbar gemacht worden war. Sie „überlisteten“ das System, indem sie in gegenseitiger Abstimmung gemeinsame und projektbezogene Ziele definierten und ihnen viel Gewicht gaben. Diese informelle „Krücke“ funktionierte dauerhaft, denn durch den Wegfall der Reibungsverluste waren im Ergebnis alle Leistungen besser, auch die individuellen.

Ein weiteres Beispiel:
Eine freie Schule lag bereits über 40 Jahre lang mit ihren Grundstücksnachbarn über die Bebauung eines Grenzstreifens im Streit, der bis zu den höchsten Gerichten gegangen war. Das Schulgelände war aus der NS-Zeit historisch schwer vorbelastet, der Konflikt hatte eine lange Geschichte bösen Blutes und die Schule war verurteilt worden, trotz eigener Platznot Gebäude wieder abzureißen. In einer intensiven Aufstellung, die die historische Dimension des Geländes einschloss, zeichnete sich schließlich eine Konstellation ab, in der Frieden mit den Nachbarn erreichbar erschien, die aber alle Beteiligten verblüffte, weil sie fast das Gegenteil von dem abbildete, was alle erwarteten. Wenige Wochen später war eine Verhandlungslösung erreicht, die genau dieser Konstellation entsprach und den Konflikt final beendete.  

Auch wenn die Organisationsaufstellung manchem als Methode unkonventionell, weil schwer erklärbar erscheinen mag: sie ist gründlich erprobt und wird nach unserer Erfahrung nicht nur, aber besonders gerne dort eingesetzt, wo die Verzweiflung darüber, was zu tun ist, am größten ist, sprich: ganz oben in der Hierarchie. Auch wenn dann nicht immer offen darüber geredet wird.